Victorinox August

Victorinox August 2018

The Lazy Gardener

 

Der Luxus der Langsamkeit

Dass sich immer mehr Menschen auf die Suche nach dem Glück machen, zeigt sich auf eindrückliche Weise auch in der Gartenwelt. Unter dem Stichwort »Urban Gardening« wird weltweit um die Wette gegärtnert. In Japan steigen die Banker über Mittag auf das Hochhausdach zu ihren Gärten und widmen sich eine halbe Stunde der Naturarbeit, um zur Ruhe zu kommen. 

 Dafür, dass im Garten neben Rosen, Lavendel, Tomaten und Apfelbäumen auch das Glück blüht, gibt es viele Gründe. Der Mensch findet es grundsätzlich schön und inspirierend, einen Garten anzuschauen. Naturbetrachtung hat etwas Wohltuendes und ist ein Ausgleich zum hektischen Alltag mit seiner Informationsüberflutung.

Das Glück im Garten erwächst aber nicht nur aus der entspannten Betrachtung, sondern auch aus dem Zupacken. Eine Tomate vom Aussäen bis zum Ernten zu begleiten, schafft eine Beziehung zu unseren Lebensmitteln und damit zur Natur. Die Entwicklung vom Samen zur saftigen, schmackhaften Tomate ist auch eine Botschaft der Natur an den Menschen. Alles braucht seine Zeit. Die Natur gibt uns vor, was möglich und was zu tun ist. Das ist eine Herausforderung in einer Zeit, in der immer alles schneller wird, ständig und sofort verfügbar sein muss. Und das ist der wahre Segen für den, der die Lektion versteht. Denn die Natur schenkt uns »den Luxus der Langsamkeit«.


Erfahrungen sammeln

Der Garten ist ein Raum zur Selbstverwirklichung. Selbst ein kleiner Schrebergarten kann kreativ und inspirierend sein. Im Garten lassen sich kühne Ideen säen und pflanzen – und bei Nichtgefallen halt wieder ausgraben und kompostieren. Während aus mehr oder weniger talentierten Malern selten ein Monet oder Bonnard wird, graben, schnipseln und pflanzen sich Laien-Gärtner im Laufe der Jahre oft in die Liga der Gartenkünstler.

 

Ein Sommergarten für die Sinne

Jetzt im Sommer an einem schattigen Bäumchen vorbeizugehen, ein buntes Blumenbeet zu betrachten, Gräser, die sich im lauen Wind bewegen, Vogelgezwitscher in einheimischem Gehölz, das sind innere Erlebnisse, die uns zu Herzen gehen. Dass der sommerliche Garten die Sinne anregt, kann vor allem bei Kindern und älteren Menschen beobachtet werden: Instinktiv greifen Hände zu Früchten und Blättern, schnuppern Nasen an Blüten. Der sommerliche Garten fördert die Fantasie. Und er kann jeden Tag neu entdeckt werden. Manchmal kommt es vor, dass ich mein Ziel aus den Augen verliere, weil mich eine Pflanze, eine Hummel oder ein Schmetterling so sehr in den Bann gezogen hat.

 

Gärtnern mit der Natur

Viele Menschen würden gerne so gärtnern, wie sie essen und leben: Es muss schnell gehen und anfallende Probleme sollen umgehend behoben werden. Doch ebenso wie das Essen ist auch das Gärtnern eine Philosophie und eine Herzensangelegenheit. Es bedeutet auch Freude zu haben, einfach mal zu flanieren und genießen zu können.

Es gilt zu verstehen, dass im Garten eigene Gesetzmäßigkeiten herrschen. Hier, wo ein Baum lange braucht, um Früchte zu tragen, wo es dauert, bis das Gemüse reif wird, wo wir Einflüsse nicht manipulieren können, hier sind wir der Natur und den Jahreszeiten ausgesetzt; sie geben vor, was geht und was zu tun ist. Im Garten sieht man den Lohn seiner Arbeit und den Aufwand, den man geleistet hat.

Unserer Erfahrung nach sind Menschen, die Zeit in der Natur oder im Garten verbringen, glücklicher und zufriedener. Denn nichts ist so heilend wie die Natur. Freie Zeit, unerreichbar und ungestört im Garten zu verbringen, wird vermutlich in einigen Jahren ganz oben auf unserer Bedürfnisskala stehen.

 Die Qualität und der Bezug zu Selbstgezogenem aus dem eigenen Garten sind einzigartig. Zudem besitzt man die Gewissheit, dass die Erzeugnisse gesund und ohne Pestizide gewachsen sind, denn als Gärtner hat man den gesamten Prozess von der Aussaat bis zur Ernte unter Kontrolle.

Wir sind überzeugt, dass das Anpflanzen von eigenem Gemüse, Obst und Kräutern dazu führt, dass wir sorgsamer mit der Natur, der Umwelt und der Nahrung umgehen. Durch das eigene Tun erkennen wir, dass unsere Nahrung ursprüngliche Natur ist und dass es kaum etwas Schöneres gibt, als das Essen mit Familie und Freunden zu teilen. Die praktische Seite daran ist, dass Lebensmittel aus dem eigenen Garten das frischeste, wohlschmeckendste, nahrhafteste und ökologisch vertretbarste Gut ist, das wir nutzen können. Gleichzeitig leisten wir durch die gelebte Nachhaltigkeit einen wichtigen Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft.

 

Segensreicher Lavendel

Der Wind trägt den einzigartigen Duft von frischem Lavendel ins Haus. Lavendelsträucher werden in südlichen Gefilden in der Nähe des Hauses gepflanzt, damit ihr Wohlgeruch das Haus durchströmt. Lavendel wird oft in Wäsche- und Kleiderschränke gelegt und als Badezusatz und Duftstoff für Parfüms verwendet.

Das ätherische Öl wirkt außerdem heilend bei Verbrennungen und Wunden und hat einen beruhigenden Effekt auf die Sinne. Lavendel, dessen Nützlichkeit wohl nur von Rosenblüten übertroffen wird, welche zu Parfüms, Badzusätzen, Hautcremen und Seifen verarbeitet werden lockt Bienen, Hummeln und Schmetterlinge im Garten an.

Lavendel ist sehr einfach zu kultivieren und kann über viele Jahre am selben Standort belassen werden. Als Unterpflanzung zu Rosen ist der Lavendel mit seinen weisslich- rosa bis blau -violetten Farbtönen eine gern gesehene Farbkomposition und hält gleichzeitig die Läuse von den Rosen fern.

In der Mischkultur mit Gemüse, Kräutern oder unter Obstbäumen, wie wir das aus der Provence kennen ist der Lavendel ideal, um dort die für die Mandel-, Aprikosen und Kirschbaum zuständigen bestäubenden Nützlinge anzulocken.

 

Bodenkosmetik

Beinwell und Brennnesseln sind für uns zwei der wichtigsten Stärkungs- und Düngepflanzen. Brennnesseln besitzen einen hohen Stickstoffanteil und beschleunigen die Chlorophyllbildung in den Blättern. Sie sind deshalb für starkzehrende Gemüse wie Gurken, Zucchini oder Kohl ideal, denn sie kräftigen die Pflanzen und schützen sie vor Blattläusen. Aber auch Nutzpflanzen, etwa die Blätter von Gemüse wie Kohl, Rhabarber und Tomaten können als Rohstoffe für Pflanzenschutzmittel fungieren. Sie enthalten Stoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kali, deren Düngewirkung erwiesen und bekannt ist.

Seit wir unsere Pflanzen täglich vorbeugend mit Brennnessel- und Beinwell-Auszügen beglücken, haben wir weder Probleme mit Schädlingen noch mit Krankheiten, denn ein gesunder Boden bringt gesunde Pflanzen hervor. Das Faszinierende an selbst hergestellten Auszügen ist außerdem, dass sie nichts kosten, da die Ausgangsmaterialien in der freien Natur zu finden sind. Wer keine Möglichkeit hat, Wildpflanzen zu sammeln, kann diese in getrockneter Form im Fachhandel kaufen.


 Tipps:

Schnelldünger aus Brennnesseln und Beinwell

Brennnesseln und Beinwell finden wir auf Spaziergängen am Waldrand. Die Pflanzen 24 bis 48 Stunden im Gießwasser ansetzen; Gemüse und Kräuter täglich damit unverdünnt gießen.

 

Unkraut im Keim ersticken

Im Sommer hat man oft den Eindruck, dass das Unkraut schneller wächst als das Gemüse. Daher kratzen wir die Beete vorbeugend mit der Pendelhacke; so wird das Unkraut nachhaltig gestört und hat keine Chance zum Keimen. Das ist allemal einfacher, als aufgekeimtes Unkraut zu beseitigen.

 

Kompost geben

Obst und Gemüse brauchen jetzt, in der Wachstumsphase und kurz vor der Ernte, sehr viele Nährstoffe aus dem Boden, damit sie einen reichen Ertrag bringen. Darum müssen wir den Boden gut mit Nährstoffen versorgen und vor Auslaugung schützen. Nachdem wir im Frühjahr die Gartenbeete bereits mit einer leichten Kompostgabe versehen haben, geben wir unseren Pflanzen im Laufe der Wachstumsperiode im Sommer nochmals eine leichte Kompostgabe. Grundsätzlich decken etwa 2-4 Liter Kompost pro Quadratmeter und die Zugabe eines ergänzenden biologischen Stickstoffdüngers den Nährstoffbedarf für ein Kulturjahr. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Starkzehrer wie Kohl, Tomaten, Kürbisse und Zucchini mehr Nährstoffe brauchen, als Schwachzehrer wir Salate und Kräuter.

 

Gründüngung nach der Ernte

Die Ernten sind in vollem Gange. Gründüngungen sind empfehlenswert für Flächen, die nach der Ernte frei geworden sind, wie zum Beispiel auf Kartoffel-, Kohl- und Bohnenbeeten sowie unter Beerenkulturen. Eine Gründüngung (zum Beispiel Bienenweide) unterdrückt das Unkraut durch die entstehende Bodendecke und verbessert die Bodenstruktur durch Lockerung und Anreicherung mit organischem Material. Außerdem liefert die Gründüngung Nährstoffe, die Folgepflanzen nutzen können, und schützt die Erde bei starkem Regen vor dem Auswaschen.

 

Anbau von Pfefferschoten

Pfefferschoten benötigen eine hohe Temperatur (zirka 20-25° Celsius), milde Nächte und einen sonnigen Standort. Sie bevorzugen eine luftige Erde und regelmässige Düngung. (In unserem Fall eine tägliche Gabe von Brennnessel- und Beinwellwasser)

Pfefferschoten können bereits grün geerntet werden. Wir bevorzugen natürlich die roten ausgereiften Exemplare mit ihrem unverwechselbaren feurigen Geschmack. Sie können frisch oder getrocknet genutzt werden. Zum Trocknen legt man sie am besten an eine warme und trockene Stelle zum Beispiel auf einem Papier auf die Fensterbank. Wenn sie spröde werden, sind sie richtig trocken.

Die Samen sollten bei dem Einsatz zu Mahlzeiten entfernt werden, da sie sehr scharf sind und Haut- und Augenreizungen verursachen. Auf keinen Fall bei der Bearbeitung in der Küche mit den Händen die Augen reiben. Das kann sehr schmerzhaft sein. (Ich spreche aus Erfahrung)

 

Exotisches Sambal-Rezept

Mit diesem Sambal verleihen wir jedem Gericht eine exotische Note.

2 EL Öl (Olivenöl oder Sonnenblumenöl)

200 g Pfefferschoten, fein geschnitten (Kernchen entfernen)

1 Zwiebel, fein gehackt

½ TL abgeriebene Zitronenschale

ca. ½ TL geriebene Ingwerwurzel (optional, da scharf)

½ TL Zitronensaft oder Essig

½ TL Salz

Das Öl in einem kleinen Topf erhitzen. Darin die Pfefferschoten und die Zwiebel bei mittlerer Temperatur 15 Minuten köcheln lassen. Die restlichen Zutaten hinzugeben und einige Minuten unter ständigem Rühren weiterköcheln. Die Masse anschließend heiß in sterilisierte Gläser abfüllen.

 

Im September erwartet Dich:

·       Die Natur färbt sich bunt

·       Erntezeit

·       Hochbeete und Hügelbeete anlegen

·       Rosen pflanzen

·       Rückschnitte

·       Grüne Tomaten Chutney

·       Frische Pfefferminze, Schnittlauch und Co. Für den Winter

·       Herbstarbeiten in Kürze